Schweden ohne Bargeld? Geht das wirklich?

Wenn du einen Schweden/eine Schwedin fragst, wann er/sie zuletzt Bargeld abgehoben hat, wirst du wahrscheinlich diese Antwort bekommen: „Das muss schon sehr lange her sein!“. Bargeldloses Bezahlen mit der Kreditkarte oder mit dem Handy ist inzwischen so verbreitet, dass viele Schweden überhaupt kein Bargeld mehr bei sich haben müssen – für viele von uns in Deutschland kaum vorstellbar. Schweden ohne Bargeld? Geht das wirklich? Die Antwort lautet: ja!

Foto: Clay Banks – Unsplash

Schweden: eine (fast) bargeldlose Nation 

In vielen Dingen macht es sich Schweden zur Tradition, der Erste zu sein. Und das Finanzsystem des Landes ist da keine Ausnahme: Die schwedische Regierung führte im Jahr 1661 als erstes Land in Europa Banknoten ein. Und glaubt man den aktuellen Trends, könnte Schweden im Jahr 2023 die erste komplett bargeldlose Nation der Welt werden. Bereits jetzt erlaubt nur noch die Hälfte aller schwedischen Bankfilialen seinen Kunden, Bargeld abzuheben oder einzuzahlen. Für die Schweden ist das kein Problem – in der Regel ist das Vertrauen in die Regierung, das System, die Banken und die Behörden stets groß. Im Vergleich zu anderen Ländern hat Schweden diesbezüglich deutlich die Nase vorn. Bargeld machen nur noch etwa 20 Prozent aller Transaktionen aus. Für die 80 Prozent der bargeldlosen Transaktionen verwenden die Schweden hauptsächlich Debit- bzw. Kreditkarten und die APP „Swish“.

Mit dem Handy bezahlen – die App „Swish“

Im Jahr 2012 haben sich die sechs größten Banken in Schweden zusammengetan, um eine gemeinsame App für sofortiges mobiles Bezahlen zu entwickeln, mit der ihre Kunden elektronische Zahlungen vereinfacht abwickeln können. Die noch im selben Jahr herausgebrachte App „Swish“ zählt heute zu Schwedens beliebtester Bezahl-App. Weit über die Hälfte der Bevölkerung soll die App heruntergeladen haben und regelmäßig nutzen. Laut einer Studie der Kungliga Tekniska Högskolan (KTH) „swishen“ in Schweden so viele Menschen, dass der App inzwischen ein Großteil der Reduzierung des Bargeldumlaufs zugeschrieben wird. 

Geschäfte und öffentliche Verkehrsmittel in Schweden ohne Bargeld

Du siehst: In Schweden geht fast alles ohne Bargeld. Ein Beispiel: Einkaufen auf einem kleinen Flohmarkt. In der Regel verfügen hier alle Händler über einen Kartenleser für deine Kredit- bzw. Debitkarte oder sie akzeptieren Zahlungen mit Swish. 

Seit einigen Jahren schon ist auch die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel in schwedischen Städten nur noch bargeldlos möglich. Tickets werden über eine App im Voraus gekauft und in manchen Fällen per Kredit- bzw. Debitkarte beim Fahrer gekauft. Die meisten Vielfahrer in den Städten besitzen für gewöhnlich sowieso eine Monatskarte, die bequemer und auch billiger ist als der Kauf von Einzeltickets.

Viele Geschäfte, Touristenattraktionen, Restaurants und Cafés weisen mit Schildern darauf hin, dass sich ihre Besucher in einer bargeldlosen Zone befinden. Während die schwedischen Kunden den Komfort beim bargeldlosen Bezahlen genießen können, schätzt der Einzelhandel vor allem die Sicherheit und die einfache Logistik der elektronischen Handhabung. Für Einzelhändler in Schweden ist es nämlich teilweise teurer, Barzahlungen abzuwickeln. Versicherungsunternehmen erheben höhere Gebühren, weil das Risiko für einen Überfall in einem Geschäft mit viel Bargeld natürlich viel höher ist. Hinzu kommt die Arbeit, die mit Bargeld verbunden ist: Zum Beispiel der aufwändigere Kassensturz oder das Zurückgeben von Wechselgeld – all das erübrigt sich in einer bargeldlosen Gesellschaft. 

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